Prävention

Sexueller Missbrauch findet vorwiegend im sozialen Umfeld statt, daher greift die Warnung vor „bösen Unbekannten“ viel zu kurz. Eltern und Pädagog*innen können jedoch viel dazu tun, um Kinder zu starken, selbstbewussten Menschen zu machen – und starke Kinder werden nicht so leicht Opfer von sexuellem Missbrauch bzw. können sich schneller Hilfe holen.

Es liegt in der Verantwortung von Erwachsenen, Kinder vor Missbrauch und Manipulation zu schützen. Die folgenden Leitlinien für die Erziehung helfen Ihnen dabei

SELBSTWERT STÄRKEN:

Nehmen Sie das Kind an, so wie es ist – mit allen Stärken, Schwächen und Eigenheiten. Zeigen und sagen Sie Ihrem Kind, wie lieb Sie es haben und wie schön es ist, dass es da ist.

Gewaltfreie Erziehung: Jegliche Form von Gewalt (Liebesentzug, Beschimpfen, Anschreien, Klapse, Ohrfeigen…) beeinträchtigt die Entwicklung des Selbstwertgefühls massiv und ist gesetzlich verboten.

ALTERSGEMÄSSE AUFKLÄRUNG:

Gut aufgeklärte Kinder wissen, was Sex ist und wo er hingehört – zu Erwachsenen oder älteren Jugendlichen, aber nicht zwischen Erwachsene und Kinder. Sie haben Namen für alle ihre Körperteile und können benennen, wenn ein Übergriff passiert ist.

STÄRKENDE HALTUNGEN IN DER ERZIEHUNG: DIE PRÄVENTIONS-BOTSCHAFTEN

Wenn Kinder diese Grundsätze im Alltag ganz selbstverständlich erleben, können sie auch in schwierigen Situationen danach handeln.

Mein Körper gehört mir

Kinder sollen so bald wie möglich und so viel wie möglich mitbestimmen können, wenn es um ihren Körper geht. Das betrifft z.B. Essen, Kleidung, Frisur: Kinder können nicht alles allein entscheiden, aber mitbestimmen (und mit zunehmendem Alter mehr).

Ich darf NEIN sagen

Natürlich kann ein Nein nicht immer durchgehen, das Nein sollte jedoch gehört und ernst genommen werden. Kinder sollen lernen, Dinge zu hinterfragen – auch wenn das im Familien- und Schulalltag manchmal anstrengend ist.

Meine Gefühle sind richtig und wichtig

Nehmen Sie die Kinder in ihren Gefühlen ernst. Vermeiden Sie Sätze wie „Da brauchst du doch nicht wütend/traurig sein.“ Sprechen Sie auch über „schwierige“ Gefühle wie Wut, Angst oder Scham und helfen Sie den Kindern, damit umzugehen.

Ich entscheide, welche Berührung ich mag

Kinder dürfen jede Berührung ablehnen, die ihnen nicht angenehm ist – auch das Bussi von der Oma. Stärken sie Ihrem Kind den Rücken dabei. Freundlichkeit und Höflichkeit sind nicht an körperliche Berührungen gebunden.

Ein schlechtes Geheimnis darf ich jemandem erzählen

Vermitteln Sie dem Kind, dass es sich immer an Sie wenden kann: „Ich bin für dich da, du kannst mit allem zu mir kommen. Nichts ist so schlimm, dass du es mir nicht erzählen könntest.“ Wenn ein Kind mit einem schlechten Geheimnis zu Ihnen kommt, loben Sie den Mut und schimpfen Sie nicht.

Ich darf mir immer Hilfe holen

Hilfe holen und annehmen sind keine Schande – seien Sie Vorbild und geben Sie Kindern Handlungskompetenzen, indem Sie schwierige Situationen gedanklich miteinander durchspielen: „Was könntest du machen, wenn wir uns hier im Einkaufszentrum/beim Schulausflug verlieren?“

Ich bin nicht schuld, wenn jemand etwas Schlimmes mit mir macht.

Die Verantwortung liegt immer beim Erwachsenen und niemals beim Kind. Auch bei häuslicher Gewalt.