Sexualpädagogik

Sexualerziehung ist viel mehr als nur biologisches Wissen weiterzugeben: sie ist immer auch Wertevermittlung. Daher gehört Sexualerziehung in die Hände von Eltern, Pädagog*innen und externen Expert*innen und sollte nicht den Gleichaltrigen und den Medien überlassen werden. Wenn Kinder und Jugendliche sich gegenseitig aufklären oder – wie sie es gewohnt sind – im Internet recherchieren, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sie mit ungeeigneten, nicht altersgemäßen oder auch schlicht falschen Informationen konfrontiert werden. 

Die Ziele und Werte unserer Arbeit orientieren sich an den WHO Standards zur Sexualaufklärung in Europa, den  sexuellen und reproduktiven Menschenrechten sowie dem Grundsatzerlass Sexualpädagogik Österreich.

Über Sexualität kann man reden

Wenn Kinder Fragen zum Thema Sexualität stellen, fühlen sich Erwachsene oft überfordert: aufgrund der eigenen Aufklärungsgeschichte fällt es vielen nicht leicht, über dieses Thema zu sprechen. Und wenn Kinder keine Fragen stellen? Dann brauchen sie trotzdem Basisinformationen über Körper und Sexualität. So wie sie Hinweise zu Ampel und Zebrastreifen brauchen, selbst wenn sie nie danach fragen. Altersgemäße Bücher sind gute Anknüpfungspunkte und helfen dabei, eine passende „Sprache“ für das Thema zu finden.

Altersgemäße Informationen vermitteln

Im Kindergartenalter geht es um Geschlechtsunterschiede und die Frage, woher die Babys kommen; gegen Ende der Volksschulzeit wird die Vorbereitung auf die Pubertät wichtig. Liebe, Beziehung und Sexualität sind wichtige Lebensthemen und verdienen daher Beachtung in der Erziehung von klein auf.

Beziehungskompetenz fördern

Im Zusammenleben mit der Familie sowie im Umgang mit Freund*innen, Pädagog*innen und anderen Bezugspersonen lernen Kinder viel über Beziehungen, z.B. Wertschätzung, Grenzen, Umgang mit Konflikten.

Gefühle und Grenzen wahrnehmen und ausdrücken

Helfen Sie Kindern dabei, Gefühle zu benennen, einzuordnen und auch mit „schwierigen“ Gefühlen wie Wut, Angst oder Scham umzugehen, ohne sie ihnen abzusprechen (z.B. „Da brauchst du doch nicht wütend/traurig sein“).

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt

Ca. 10 % der Menschen lieben ganz oder teilweise homosexuell, ca. 1,7 % der Menschen zeigen Variationen der Geschlechtsmerkmale (Intergeschlechtlichkeit), bei ca. 1 % der Menschen stimmt die Geschlechtsidentität nicht oder nur teilweise überein mit dem Geschlecht, das bei der Geburt eingetragen wurde (trans). Wissensvermittlung und Enttabuisierung sind ein wichtiger Beitrag zur Gewaltprävention für sexuelle und geschlechtliche Minderheiten.

Weitere Informationen: HOSI Salzburg, Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich 

Den eigenen Körper akzeptieren und lustvoll erleben

Toben, Kuscheln, Spaßraufen: alle unmittelbaren Körpererfahrungen helfen, sich im eigenen Körper zu Hause zu fühlen. In der Pubertät ist es für viele Jugendliche sehr schwer, den eigenen Körper zu akzeptieren – vor allem im Kontrast mit den unerreichbaren Schönheitsidealen in den Medien. Versuchen Sie, Vorbild zu sein in der Zufriedenheit mit sich selbst.

Auseinandersetzung mit Rollenbildern und Gleichberechtigung

Casting-Shows, Werbespots, Musikvideos – in den Medien begegnen Kinder und Jugendliche meist sehr klischeehaften weiblichen und männlichen Rollenbildern. Umso wichtiger ist es, dass Erwachsene dem etwas entgegensetzen und mit Kindern ins Gespräch kommen darüber, was Frau-Sein und Mann-Sein bedeuten kann. Die Entwicklung der Kinder wird am besten gefördert, wenn ihnen Zugang zu allen Interessen, Spielsachen, Hobbys und Ausbildungen ermöglicht wird.

Medienkompetenz fördern

Kinder sind meistens sehr schnell sehr geschickt im Umgang mit Smartphone & Co – das heißt aber nicht, dass Eltern sich aus der digitalen Welt ihrer Kinder ausklinken können oder sollen.  Immer öfter werden bereits Volksschulkinder mit pornografischem Material konfrontiert, bei Online-Spielen von Erwachsenen kontaktiert oder kommen durch Influencer*innen mit nicht altersgemäßen sexuellen Inhalten in Berührung. Eltern können das selbst mit sorgfältiger Medienerziehung nicht hundertprozentig verhindern, aber sie könne durch frühzeitige und liebevolle Aufklärung dafür sorgen, dass es nicht das erste ist, was Kinder über Sexualität erfahren. Wichtig sind eine gute Gesprächsbasis, klare, gemeinsam (!) erarbeitete Regeln zur Mediennutzung und ein deutlich ausgesprochenes Angebot, sich bei unangenehmen Erlebnissen im Netz an erwachsene Bezugspersonen zu wenden.

Verantwortungsvoller Umgang mit Sexualität

Jugendliche brauchen sowohl Sachwissen als auch Medienkompetenz, um verantwortlich handeln zu können im Hinblick auf Verhütung, Schutz vor Krankheiten und Wahrung der Privatsphäre im Internet.

Für Kinder ist es wichtig, dass ihre Schamgrenzen respektiert werden: zum Beispiel wenn sie die Badezimmertüre abschließen oder nicht im Sportverein duschen möchten. Das Einsetzen der Scham ist ein natürlicher Teil der Entwicklung.

Prävention von sexuellem Missbrauch und Erkennen von sexueller Gewalt

Sexueller Kindesmissbrauch findet zum Großteil im sozialen Umfeld statt, daher greift die Warnung vor „bösen Unbekannten“ viel zu kurz. Altersgemäße Sexualerziehung trägt wesentlich zum Schutz vor Missbrauch bei: Kinder, die wissen, was Sexualität ist und wo sie hingehört, können einen sexuellen Übergriff leichter erkennen und sich Hilfe holen. In diesem Sinne ist Aufklärung gleichbedeutend mit Kinderschutz: je früher Kinder aufgeklärt sind, desto früher sind sie geschützt.